Interview mit Marcel Gluschak
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Interview mit Marcel Gluschak: Wildnispädagoge & Geschichtenerzähler!

Aktualisiert: 3. Jan.

Anlässlich unserer Themenwoche „Bäume und Natur“ haben wir mit Marcel Gluschak (42) gesprochen, der bei Meet5 die geführte Wanderung „Die faszinierende Welt der Bäume“ in Rüdesheim anbietet.


Marcel arbeitet bei der Naturschutzorganisation WWF, außerdem ist er Wildnispädagoge und Geschichtenerzähler. Auf seinem Natur-Blog www.natur-begegnung.de schreibt er regelmäßig darüber, was wir in der jeweiligen Jahreszeit in der Natur entdecken können.


Wie kamst du zum WWF und was sind dort deine Aufgaben?


Der WWF hat mich bereits als Jugendlicher interessiert. Ich finde, dass es eine tolle Organisation ist, da sie wirklich auf allen Ebenen arbeitet - vom praktischen Naturschutz über Verbraucherinformation und Umweltbildung bis hin zur Transformation von Wirtschaft und Politik. Und auch die grundlegend lösungsorientierte und optimistische Herangehensweise des WWF ist etwas, womit ich mich sehr identifizieren kann. Dementsprechend froh bin ich, dass ich vor rund 14 Jahren dann tatsächlich beruflich beim WWF gelandet bin, und zwar im Bereich Jugendarbeit. Mich hat schon seit meinem Studium die Frage beschäftigt, wie wir die Themen Umwelt- und Naturschutz nachhaltig in der Gesellschaft verankern können. Nun habe ich das große Glück, mit jungen Menschen an genau dieser Aufgabe zu arbeiten. Bei der WWF Jugend engagieren sich Jugendliche zwischen 13 und 24 Jahren ehrenamtlich und organisieren Aktionen, Demos und Naturschutzeinsätze.


Welche Bedeutung haben Bäume für dich?


Wir Menschen empfinden immer etwas Besonderes, wenn wir vor einem großen Baum stehen. Wir fühlen zum Beispiel Ehrfurcht oder Entspannung, oder das Gefühl, irgendwie an diesem Ort geborgen zu sein. Das erlebe ich selbst mit Menschen, die sonst nie in der Natur unterwegs sind. Sicher hat das etwas damit zu tun, dass wir den größten Teil unserer Menschheitsgeschichte im und vom Wald lebten. Unsere Verbundenheit mit den Bäumen hat viel tiefere Wurzeln, als wir heute glauben. In unserer modernen Welt scheinen wir jedoch die Verbindung zu unseren ‚alten Freunden‘ zu verlieren. Bäume begegnen uns heute vor allem als Holzlieferant und Straßenbegleitgrün. Wer kennt noch die heimischen Baumarten beim Namen, kann das Alter eines Baumes abschätzen oder weiß, was sein Standort über den Wald und die dort lebenden Tiere verrät? Dabei geht es aber nicht nur um Wissen - es geht vielmehr darum, überhaupt erstmal wieder mit offenen Sinnen in die Natur zu gehen, neugierig zu sein und zu erkennen, was es dort alles auf den zweiten Blick zu entdecken gibt. Ich möchte gerne andere Menschen dafür begeistern, wieder mehr mit der Natur in Verbindung zu kommen - und die Bäume sind dabei ein ganz wunderbares Thema, da wir auf den unterschiedlichsten Ebenen viel von ihnen lernen können.


Auch die Wissenschaft entdeckt die Bäume neu. Immer mehr Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich mit Phänomenen aus der Welt der Bäume, denen wir bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatten. Es zeigt sich: Bäume kommunizieren miteinander, sie scheinen soziale Wesen zu sein und sich an Ereignisse erinnern zu können. Alte Wälder, in denen Bäume wieder mehrere hundert Jahre alt werden können, sind von gigantischem Wert für das Ökosystem Wald. Die Krone einer alten Eiche kann bis zu 1000 verschiedene Tierarten beherbergen. Intakte Wälder reinigen die Luft, filtern das Wasser, verhindern Erosion und schützen das Klima.


Bild von einem Baum
© Marcel Gluschak

Was kann jeder Einzelne tun, um die Umwelt (oder speziell die Bäume) zu schützen?


Unseren Bäumen geht es schlecht. Schuld daran ist nicht der Borkenkäfer - er ist eine von vielen Tierarten, die alle ihre Daseinsberechtigung haben und nach einer Jahrmillionen langen Evolution ein perfektes Zusammenspiel ergeben, das einen gesunden Wald ausmacht. Der Grund für das Leid der Bäume ist vor allem die extreme Trockenheit der letzten Jahre und damit einhergehend eine größere Anfälligkeit für Schädlinge. Nie zuvor in der Erdgeschichte hat sich das Klima so schnell verändert. Und unser Wald war darauf schlecht vorbereitet, denn wir haben früher fast alle Wälder in Forste umgewandelt, in denen Bäume wuchsen, die eigentlich auf unseren Böden nicht gut gedeihen können. Die vielen Fichten zum Beispiel, die früher sehr stark angepflanzt wurden, kommen mit Trockenheit überhaupt nicht gut zurecht und sind daher so geschwächt, dass sie sich gegen die sogenannten Schädlinge kaum noch wehren können. Zum Erhalt unserer Wälder und der darin lebenden Artenvielfalt braucht es mehr Wildnis. Wir müssen Wälder wieder älter und strukturreicher werden lassen, statt die Wälder nun wieder ‚umbauen' zu wollen, wie es oft heißt. Großflächige, gesunde und naturbelassene Wälder aus heimischen Baumarten sind das beste Mittel, um dem drohenden Klimakollaps unserer Waldbestände entgegenzuwirken.


Jede und jeder einzelne kann viel für die Bäume tun. Man kann sich politisch und zivilgesellschaftlich für den Klimaschutz einsetzen. Man kann durch seinen Konsum Einfluss nehmen, indem man Produkte meidet, bei denen weltweit Waldflächen zerstört werden. Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist eine sehr effektive Sache, wenn man das Klima schützen will, und ebenso eine Umstellung auf eine Ernährung mit weniger oder ohne Fleisch. Man kann Geld an Naturschutzorganisationen spenden, die sich für den Erhalt alter Wälder einsetzen. In der Stadt kann man den gestressten Stadtbäumen helfen, indem man sie regelmäßig wässert - denn sie haben, umgeben von Asphalt, noch weniger Möglichkeit, Wasser aufzunehmen. Und man kann gerade in dieser Jahreszeit in seinem eigenen Garten auch unglaublich viel für die Biologische Vielfalt tun. Je aufgeräumter und ordentlicher ein Garten ist, desto weniger Schutz und Nahrung bietet er für Tiere. Statt Steingarten und monotoner Rasen lieber mehr Wildnis zulassen: Wildblumen wachsen lassen statt sie als “Unkräuter” zu bekämpfen, einheimische Sträucher und Bäume wachsen lassen, Wassertränken aufstellen, ein Insektenhotel oder noch besser eine Benjes-Hecke anlegen. Wie viele Gartenflächen gibt es in Deutschland? Wenn jeder in seinem Garten einen Bereich naturnah sein lässt, würden wir der Natur damit sehr helfen.



Marcel Gluschak bei einer seiner Wanderführungen
© Markus Trienke

Was ist dein Lieblingsbaum und warum?


Ich liebe wirklich alle unsere Baumarten - gerade die Vielfalt ist es, die mir unglaublich gefällt. Da gibt es die zierliche Birke, die in Wirklichkeit eine zähe Kämpfernatur ist. Die Vogelbeere, ein Glücksbaum unserer keltischen Vorfahren, der übrigens nicht giftig ist und über 60 Vogelarten mit Nahrung versorgt. Die majestätische Rotbuche, deren glatte Stämme und harmonische Kronen den Wald wie eine Halle wirken lassen. Die stark verzweigte Hainbuche, deren Laub den Regenwürmern besonders gut schmeckt, und die ein perfekter Kletterbaum für Spielplätze ist. Die Ulme mit ihren wunderschönen asymmetrischen Blättern, die knabbernde Insekten anhand ihres Speichels erkennt und dann mit dem jeweils passenden Duft andere Insekten herbeilockt, die die Schädlinge bekämpfen. Die Linde, die uns im Sommer mit so einem unglaublichen Duft verwöhnt... und ich könnte noch viele weitere aufzählen. Zwei Bäume, die mich aber immer wieder besonders in ihren Bann ziehen, sind die Eichen und die Erlen. Auch über sie könnte man so viel Faszinierendes erzählen. Wer mehr darüber erfahren möchte, kommt am besten mit zu meiner Tour.



Wann und wo findet deine Tour „Die faszinierende Welt der Bäume statt?


Es ist eine Tageswanderung im schönen Wispertaunus. Dort lernen wir 10 bis 12 heimische Baumarten kennen. Ich freue mich sehr, am 1. Mai eine exklusive Tour für Meet5 anbieten zu können. Wer an diesem Tag leider nicht kann, findet weitere Termine bei den WWF Erlebnistouren: https://www.wwf.de/aktiv-werden/wwf-erlebnistouren/taunus-tour-die-faszinierende-welt-der-baeume

 

Du hast nun Lust bekommen an der exklusiven Meet5-Tour "Die faszinierende Welt der Bäume" in Rüdesheim am 1. Mai teilzunehmen? Kein Problem, dann klicke unten auf den Button und du wirst gleich zum Treffen weitergeleitet! Dort findest du alle Informationen zur Anmeldung, zum Treffpunkt und mehr! 🌳



Wir bedanken uns nochmal recht herzlich bei Marcel Gluschak für den fantastischen Beitrag zur Meet5-Baumwoche und wünschen euch viel Spaß bei der Führung! 😁


Sarah von Meet5 🌲

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